27 März 2023

Imkern: Mehr als ein Hobby – ohne die Bienen läuft es nicht.

Mit maximal 30 Km/h fliegen sie durch die Luft, die Bienen, von Blüte zu Blüte und sammeln den kostbaren Nektar ein, um diesen in Honig zu verwandeln. Dabei machen sie richtig Strecke. Sage und schreibe 120.000 Km legen die Bienen zurück, um ein Glas Honig (500g) herzustellen. Das ist die Strecke von drei Erdumrundungen. Klar also, dass Bienen und das Imkern viele Menschen so sehr faszinieren.

20230319_150604.jpg

So auch unseren Kontrollstellenleiter, der sich zum Start der Bienensaison im März, bereiterklärt hat ein paar Fragen zum Thema Imkerei zu beantworten.

Ronald Wesner ist Agraringenieur und leitet die Kiwa BCS seit 2019. Bienen begeistern ihn schon lange, daher nimmt er bereits 2010/11 an verschiedenen Lehrgängen Teil und 2018 klappt es endlich eigene Bienenstöcke anzuschaffen. Zu Beginn sind es drei Stück, mittlerweile leben sechs Bienenvölker bei Herrn Wesner im Garten. In den Sommermonaten wächst ein Bienenvolk auf ca. 50.000 Bienen plus die männlichen Drohnen an. Zwischen März und Ende Juli ist für die Bienen Hochsaison. Sobald die ersten Pollen durch die Luft schwirren, starten die Bienen durch und beginnen den gesammelten Nektar zu Honig zu verarbeiten und in die Waben einzuspeichern.

20220808_211642.jpg

Imkern ist Arbeit, die Bienen sind fast Haustiere

Je nach Blütentracht entsteht der Honig in verschiedenen Sorten. Für Herrn Wesner steht die erste Ernte des Jahres nach der Rapsblüte an. Insgesamt erntet er dreimal im Jahr Honig. Auf ca. 40 kg pro Jahr kann er sich von einem Bienenvolk freuen. Das ist vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass Profiimker ca. 80-100 kg je Bienenwirtschaftsvolk in einem Jahr abernten. Warum es bei Herrn Wesner rund die Hälfte weniger ist, erfahren Sie an späterer Stelle. Nach der Rapsblüte folgen für Herrn Wesner noch zwei weitere Erntetage bis zum Ende der Bienensaison im Juli. Die Frage, ob man den Bienen beim Imkern das Essen wegnehme, bringt Herrn Wesner zum Schmunzeln, „ein Stück weit schon“ ist die Antwort. Gefolgt von einer Erklärung, dass stets darauf geachtet werden muss, genug Honig für die Selbstversorgung der Bienen im Stock zu lassen. Zudem wird am Ende der Bienensaison, bevor der Herbst beginnt, immer Zuckerwasser zugefüttert, aus dem dann so viel Honig hergestellt wird, damit die Bienen gut durch den Winter kommen.

20230319_152004.jpg

Generell muss man sich regelmäßig um die Bienen kümmern, deren Honig man ernten möchte. Das nimmt Zeit in Anspruch. So werden während der Sommermonate mindestens einmal in der Woche alle Stöcke durchgesehen, um sicherzugehen, dass es den Bienen und ihrer Königin gut geht. Die Ernte an sich benötigt ca. 2 volle Tage. Ein Tag wird für die Honiggewinnung, also das Schleudern, genutzt. Danach muss der gewonnene Honig gesiebt, abgeschöpft und in Gläser gefüllt werden. Das nimmt einen zweiten Tag in Anspruch.

Bio- oder nicht-Bio-Honig, das ist die Frage

Die EU hat zur EU-Bio-Verordnung auch eine Bio-Imkerei Verordnung veröffentlicht. Darin finden sich die Unterschiede, die Bio-Honig und Nicht-Bio-Honig trennen. Zu den Wesentlichen zählt Herr Wesner das Verbot der Verabreichung von Antibiotikum, ausschließlich die Zufütterung mit Bio-Zucker sowie ausreichend Honig für die Bienen im Stock zu lassen und die Standortwahl der Bienenstöcke. Daher werden in Herrn Wesners Garten nur 40 kg pro Jahr geerntet. Einen deutlichen Mehraufwand zwischen der Bio und Nicht-Bio Honigherstellung sieht Herr Wesner nicht. Einzig die jährlich fällige Bio-Kontrolle ist hier als ein Merkmal zu nennen. Diese kann nur in den Sommermonaten bei Temperaturen über 15° C stattfinden, damit dem Bienenvolk die Wärme beim Öffnen des Stocks nicht verloren geht. Des Weiteren ist bei der Bio-Imkerei darauf zu achten, dass die Bienenkönigin intakte Flügel hat und die Behandlungen gegen Schädlinge festgehalten werden und ausschließlich mit zulässigen Mitteln erfolgen. Die Förderung für Bio-Imker kann je nach Bundesland auf der zuständigen Internetseite eingesehen werden. Eine Übersicht bietet die Website ökolandbau.de (https://www.oekolandbau.de/verarbeitung/unternehmen/foerderung/staatliche-foerderprogramme/).

20220702_204306.jpg

Der Klimawandel macht den Bienen zu schaffen

Die Honigqualität, ob Bio, oder Nicht-Bio-Honig, hängt hauptsächlich vom Wassergehalt des Honigs ab. Dieser sollte vor dem Schleudern gemessen werden. Weiter gibt es große Einflussfaktoren aus der direkten Umgebung des Bienenstocks, wie zum Beispiel der Einsatz von Pestiziden, die den Honig verunreinigen, oder die anhaltende Trockenheit während der letzten Jahre. Diese Hitzeperioden führen dazu, dass das Sammelangebot für die Bienen geringer ausfällt. So gab es die letzten Jahre wenig bis keinen Waldhonig. Auch führen die hohen Temperaturen bei den Bienen zu einem hohen Stresslevel und sie brauchen mehr Energie, um den Stock vor dem Überhitzen zu schützen. „Dann sieht man einen Haufen Bienen am Eingang zum Stock sitzen, wie sie versuchen wie verrückt mit den Flügeln kühle Luft von draußen in den Stock zu fächern, was natürlich nur bedingt funktioniert, wenn die Luft sowieso schon so warm ist“ erinnert sich Ronald Wesner. Für ihn sind die Bienen zu einem Teil seines Lebens geworden, vor allem genießt er die Geräusche und den Duft der Bienen im sommerlichen Garten.

Am liebsten isst er übrigens den eigenen Honig auf dem Brot über einer dünnen Schicht Tahin (Sesam Mus), in Salatdressings oder generell in der Kombination aus Käse und Honig.

Ronald mit Honigglas_.jpg